(Johann) Michael Haydn (1737 Rohrau - 1806 Salzburg), der
heute weniger bekannte Bruder Joseph Haydns, kann
als "Erfinder" des Männerquartetts bezeichnet
werden. Mit diesem schuf er eine Gattung, die sich am
Anfang des 19. Jhs. außerordentlicher Beliebtheit
erfreute. Das Neue an den Quartetten ist in erster Linie
die spezielle Kompositionsweise, bei der zwar die
Oberstimme dominiert, aber auch die Mittelstimmen und der
Baß mehr als nur Füll- bzw. Stützfunktion
haben. Mit der Gleichwertigkeit der vier Stimmen und den
hohen Ansprüchen, die an sie gestellt werden,
rücken Quartette wie das hier vorgestellte
Abendlied (Text: Matthias Claudius) in die Nähe
der langsamen Sätze der Streichquartette jener Zeit.
Lieder wie dieses begründeten den Ruhm von Haydns
Vokalquartetten, die, ursprünglich für einen
privaten Kreis komponiert, schon bald im Druck erschienen
und zum Teil auch von Männerchören
übernommen wurden. (E. Stadler)
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