Für Modeinteressierte
lautet die Frage diesmal nicht: "Was trägt man in der nächsten
Saison?" sondern:
"Was trug Mann/Frau
in Österreich in den letzten tausend Jahren?"
Wenn man von Haute Couture spricht,
meint man im allgemeinen die Kreationen, die auf Mannequins drapiert, Saison
für Saison über die Laufstege "gewandelt" werden. Knieaufwärts,
knieabwärts wieder neue Modefarben, neue Kombinationen, neue Materialien
und vor allem auch neue Schnitte. Von diesen leitet sich die Bezeichnung
Couture, die Schneiderei, ab. Es ist bezeichnend, daß die Berufsbezeichnung
"Schneider" vom Schneiden und nicht von der ebenso charakteristischen
Tätigkeit des Nähens stammt.
Das Schneiderhandwerk enstand in
der 2.Hälfte des 12.Jahrhunderts, denn damals setzte die Trennung
zweier grundlegender Phasen in der Entwicklung der Kleidung ein. Bis ins
hohe Mittelalter reicht die Phase der weitgehend an den antiken Gewändern
orientierten Kleidung, die in der byzantinischen Tradition bzw. auch bei
den Germanen und Kelten überdauert hat. Sie war gekennzeichnet durch
körperferne, weich fallende Kleiderstoffe, meist nur aus rechteckig
gewobenen und zusammengenähten Stoffbahnen, die auf dem Körper
drapiert und häufig mit Fibeln geschlossen wurden.
Durch die Kreuzzüge kam es
im 11.Jahrhundert unter orientalischem Einfluß zu einem Innovationsschub.
Vermittler und nachmaliges Leitbild war der französische Adel. Das
Interesse an ausgefallenen Ärmelformen, angeschnittene Armkugeln sowie
die "Entdeckung" der Taille führten im 12.Jahrhundert zur
allmählichen Entstehung des spezialisierten Schneiderhandwerks. Die
Anfertigung der Kleider ging so von der Familie - die Kleiderherstellung
gehörte zur Hausarbeit der Frauen - auf Gewerbetreibende über.
Die "Modebranche" entstand.
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