Politisches
Zentrum In der Herrengasse war um 1900
der Sitz des Ministerpräsidenten und die Polizei- und Zensurhofstelle, mit
der viele Schriftsteller der Wiener Moderne zu kämpfen hatten. Ebenfalls
in der Herrengasse liegt das Hotel Klomser, in dem sich Oberst Alfred Redl (1864
1913) das Leben nahm, nachdem der Journalist und Schriftsteller Egon Erwin
Kisch (1885 1948) ihn als Spion für Serbien und Russland entlarvt
hatte. Heute befindet sich in der Herrengasse
vom Michaelerplatz aus gesehen auf der linken Seite das Gebäude
des Bundesministeriums für Inneres. Niederösterreichisches
Landhaus Von 1513 bis 1750 befand sich
in der Herrengasse 13, im sog. Landhaus, der Sitz der niederösterreichischen
Ständevertretung und später der Regierung. Die Eingangshalle und der
Hof des Landhauses waren am 13. März 1848 Hauptschauplatz für die bürgerliche
Revolution. Im Nebengebäude (Nr. 11) befand sich seit 1849 der Sitz der Niederösterreichischen
Statthalterei. Ein Jahr später zog auch die Regierung dahin um. In beiden
Gebäuden waren Archive und Bibliotheken untergebracht, die erst vor einigen
Jahren (1997) in die junge Hauptstadt Niederösterreichs, St. Pölten,
umgesiedelt wurden. Heute wird das Gebäude für eine kommerzielle Nutzung
als Bürohaus adaptiert. Wiener
Börse Die Wiener Börse gehört
zu den ältesten Börsen der Welt und wurde unter der Regierung Kaiserin
Maria Theresias 1771 gegründet. Die Börse befand sich seit 1860 in der
Herrengasse, im späteren Palais Ferstel. 1877 wurde sie wegen Platzmangel
einige Straßen weiter an
die Ringstraße (Schottenring) verlegt.
Besonders hart traf die Börse der weltweite Börsenkrach von 1873 (Schwarzer
Freitag"), im selben Jahr als in Wien eine Weltausstellung stattfand. Viele
Banken und Unternehmen mussten schließen. Dieser wirtschaftliche Einbruch
veränderte auch die politische Situation in der Habsburger Monarchie. Die
Ära der Massenparteien v. a. der Sozialdemokratischen, Christlichsozialen
und Alldeutschen Partei begann, und aufgrund der schlechten sozialen Lage
verstärkte sich der Antisemitismus. Palais
Ferstel Das Palais Ferstel liegt gegenüber
dem Niederösterreichischen Landhaus und neben dem Café Central. 1860
baute Heinrich Freiherr von Ferstel (1828 1883) in der Herrengasse dieses
Gebäude, das für einige Jahre die Wiener Börse beherbergte. Ferstel
war ein berühmter Architekt der Wiener Moderne und entwarf viele Gebäude
der Ringstraße. Heute finden im Palais Ferstel u. a. kulturelle Veranstaltungen
statt. Auch das Vienna Walzer Orchestra" tritt im Palais Ferstel auf.
Freyung - Schottenstift Wo
sich Herrengasse und Freyung treffen, liegt das Benediktiner-Kloster Schottenstift".
Es wurde von irisch-schottischen Mönchen gegründet, daher der Name.
Das Stift sollte ein Ort für Pilger und eine Zufluchtsstätte für
Asylanten sein. Der Straßenname "Freyung" erinnert heute noch daran. Seit
1807 befindet sich im selben Gebäude auch ein Gymnasium, das u. a. von Carl
Sacher besucht wurde. Carl Sacher war der Gründer des bekannten Hotel Sacher
und der Erfinder der weltberühmten Sacher-Torte". Palais
Kinsky Schräg gegenüber vom
Schottenstift liegt ein im Stil des Barocks erbautes Palais. Es ging 1784 in den
Besitz der Fürstenfamilie Kinsky über und dient heute als Auktionshaus
für Kunst. Aus der Familie Kinsky stammte auch die Schriftstellerin Bertha
von Suttner (1843 1914). Sie trat für eine weltweite Friedenspolitik
ein und schrieb den bekannten Roman Die Waffen nieder!" (1889). 1905
erhielt sie den Friedensnobelpreis. Wegbeschreibung Der
anschließende Weg geht vom Café Central über die Teinfaltstraße,
die Schreyvogelgasse und den Franzensring (heute: Dr. Karl Lueger Ring) zum Café
Landtmann. |