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Historisches Unter allen Werken Beethovens hatte die 9. Symphonie die längste Entstehungszeit. Schon in der Bonner Jugendzeit trug er sich mit Vertonungsplänen. Die Zeile "muß ein lieber Vater wohnen" findet sich in einem Skizzenheft aus dem Jahre 1798, weitere Skizzen stammen aus dem Jahre 1815. Die Hauptarbeitszeit fällt in die Jahre 1817 - 1823. Die Partitur wurde im Feber 1824 fertiggestellt, und zwar in den Orten Hetzendorf (heute im 12. Bezirk Wiens südlich des Schlosses Schönbrunn gelegen (siehe "Österreich-Lexikon"), und in Baden bei Wien (siehe "Österreich-Lexikon"). Schon 1793 dachte Beethoven an eine Vertonung der Ode "An die Freude" von Friedrich Schiller. 1812 dachte er an eine Vertonung im Rahmen einer Ouverture mit Chor. In den Skizzenheften Beethovens tritt die Idee der Textvertonung für den Finalsatz erstmals 1822 auf. Ursprünglich war ein rein instrumentales Finale beabsichtigt. 1823 arbeitete Beethoven am letzten Satz, wobei er zuerst den chorischen Teil und die vorangehenden Orchestervariationen über das Freude-Thema komponierte. Dem Baßrezitativ wollte er vorerst die Worte "Laßt uns das Lied des unsterblichen Schiller singen!" unterlegen. Von Schillers Ode wurden nur Teile vertont: die 1.und 3. Strophe, von der 2. Strophe der erste Teil und von der 4. Strophe der 2. Teil. Zur Uraufführung Diese fand in einer Akademie Beethovens am 7. Mai 1824 im k.k. Hoftheater nächst dem Kärtnertor statt. Zu Beginn wurde die Ouverture "Zur Weihe des Hauses"(op. 124) gespielt, ein Werk, das 1822 zur Eröffnung des Josephstädter Theaters (siehe "Österreich-Lexikon") geschrieben wurde, außerdem erklangen noch das Kyrie, Credo und Agnus Dei aus der Missa solemnis. Der vollständig ertaubte Beethoven konnte die positive Reaktion des Publikums nicht hören und wurde von Anton Schindler (siehe "Österreich-Lexikon"), seinem getreuen Adlatus, mittels Konversationsheft, darüber informiert. Zur Orchestergröße In Beethovens Konversationsheften gibt es Belege über die Orchestergröße und das Zusammenwirken von Berufsmusikern und Dilettanten. Am 7. Mai 1824 musizierten ein 44 Mann starkes Orchester, dazu kam noch eine nicht genannte Zahl von Dilettanten. Die Orchesteraufstellung unterschied sich von der heutigen Praxis. Das Orchester saß auf einem in Stufen aufsteigenden Podium, während der Chor vor dem Dirigenten seinen Platz einnahm. Zum Publikum Soweit man feststellen kann, kam das Publikum aus allen sozialen Schichten der Stadt Wien. Im Adel und im Bürgertum war die musikalisch-praktische Ausbildung ein Teil des Bildungsideals. Das Ausüben und Hören von Musik war ein Teil des Lebens. Musikalische Kenntnisse und praktische Fertigkeiten waren - dies kann man mit Recht annehmen - verbreiteter als heute. Bei der Uraufführung der 9. Symphonie Beethovens war ein gebildetes, interessiertes und aufnahmewilliges Publikum anwesend. Zum Widmungsträger Ursprünglich sollte das Werk Ferdinand Ries, der seit 1813 in London lebte, gewidmet werden. Dieser war Mitglied der dortigen Philharmonischen Gesellschaft und vermittelte Einladungen nach London und Kompositionsaufträge. Die Konzertreisen Beethovens kamen nicht zustande und die 9. Symphonie war eigentlich für London bestimmt. Die Widmung unterblieb und Beethoven dachte an den Widmungsträger Alexander I., Zar von Rußland. Da dieser 1825 starb, wurde König Friedrich Wilhelm III. von Preußen auserkoren. Als Dank dafür sollte Beethoven einen Brillantring erhalten. Durch Betrug erhielt Beethoven nur einen Goldring mit einem rötlichen Stein von geringem Wert.
Der Text von Friedrich SchillerRezeptionsgeschichte Das Bewußtsein von der Bedeutung dieses Gipfelwerkes der symphonischen Literatur hatten weder die Zeitgenossen Beethovens, noch die nachfolgenden Generationen. Richard Wagner war einer der ersten, der das Werk in voller Größe erkannt hat. Er würdigte dies in einer Beschreibung dieser Symphonie. (Die 9. Symphonie Beethovens wird bei außergewöhnlichen Ereignissen in der Wagnerkult-Stätte Bayreuth, wo sonst nur Werke dieses Komponisten zur Aufführung gelangen, aufgeführt.)
Musikbeispiele aus dem 4. Satz
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