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Neidhart von Reuental© Copyright Neidhart von Reuental. Miniatur aus der Manessischen Liederhandschrift. Neidhart von Reuental, wahrscheinlich vor 1246; unter dem (sprechenden?) vielleicht selbstironischen Namen "Nithart" bzw. "Neithart von Riuwental" ("neidischer Mensch", "Teufel"; "Jammertal", "Hölle") urkundlich nicht bezeugt. In 21 Handschriften und Bruchstücken sind 56-132 Lieder und 55 Melodien überliefert. Neidhart, der in Wien wirkte und wohl Ministeriale war, gilt als erfolgreichster nachklassischer Lyriker. Sein Werk wird in Sommer- und Winterlieder gegliedert. Die Sommerlieder sind einfach gebaute Reigenlieder zum Thema Minne: Ein ritterlicher Sänger spielt im Dorf zum Tanz auf und erobert ein Bauernmädchen. Die Sommerlieder stehen karikierend in deutlichem Kontrast zur höfischen Haltung: Neben der Parodie auf den Ritter wird auch bäuerliche Rohheit bloßgestellt. Die Winterlieder stellen Verse höfisch-konventioneller Minne in Kontrast zu wilden bäuerlichen Szenen. Ort der Handlung ist die Tanzstube des Dorfes. Die Sozialsatire gilt vielleicht der Abwehr eines selbstbewusst werdenden Bauerntums im Namen des bedrohten Ritterstands. Neidhart-Grab (Wiener Stephansdom), Neidhart-Fresken (Wien, Tuchlauben). Ausgabe: H. Fischer (Hg.), Die Lieder Neidharts, 41984. Literatur: J. Bumke, Ministerialität und Ritterdichtung, 1976; H. Birkhan, Neidhart von Reuental, 1983; V. F. Spechtler (Hg.), Lyrik des ausgehenden 14. und 15. Jahrhunderts, 1984; G. Blaschitz (Hg.), Neidhartrezeption in Wort und Bild, 2000. Verweise auf andere Alben:
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