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Nationalbibliothek, Österreichische© Copyright Nationalbibliothek: Blick in den Prunksaal. Nationalbibliothek, Österreichische: Die spätmittelalterliche habsburgische Fürstenbibliothek bildete den Grundstock der ehemaligen kaiserlichen Hofbibliothek, die 1920 als "Nationalbibliothek" in das Eigentum der Republik überging; seit 1945 führt sie die heutige Bezeichnung "Österreichische Nationalbibliothek". Mit ihren historischen Beständen, zahlreichen unschätzbaren und einzigartigen Kostbarkeiten an Kulturgut (1997 Aufnahme der Wiener Genesis, des Wiener Dioskurides und der anderen griechischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek in die UNESCO-Liste "Memory of the World") und wissenschaftlichen Werken nimmt die Österreichische Nationalbibliothek in Wien eine international herausragende Stellung ein, vergleichbar mit den bedeutendsten Weltbibliotheken in Rom, London, Paris und München. Die zentrale Stellung der Österreichischen Nationalbibliothek unter den Bibliotheken der Republik ergibt sich aus mehreren Faktoren: Im Forschungsorganisationsgesetz (FOG 1981) wird ihr die Aufgabe der Archivierung des gesamten in Österreich erscheinenden Schrifttums (einschließlich der Hochschulschriften) übertragen; historisch ist ihr die Stellung einer geisteswissenschaftlich orientierten Universalbibliothek mit Schwerpunkt auf Österreich und Österreicher betreffende Literatur erwachsen; weiters nimmt sie eine Reihe zentraler Aufgaben für das österreichische Bibliothekswesen wahr, darunter die Herausgabe der Österreichischen Bibliographie, die Ausbildung im Bibliotheksbereich sowie die Betreuung und Leitung der Österreichischen Zeitschriftendatenbank (ÖZDB). Das älteste für die Österreichische Nationalbibliothek nachweisbare Werk stammt aus dem Besitz Herzog Albrechts III.: das Evangeliar des Johannes von Troppau (1368). Kaiser Friedrich III. fasste den habsburgischen Buchbesitz zusammen, sein Sohn Maximilian I. bereicherte die Sammlung nicht nur mit eigenen Schöpfungen ("Theuerdank" und "Weißkunig"), sondern brachte durch seine Heiraten mit Maria von Burgund und der Mailänderin Bianca Maria Sforza eine große Zahl wertvoller Handschriften ein. Durch die Berufung bedeutender Humanisten (K. Celtis, J. Cuspinianus und anderer) nach Wien wurden die literarischen Schätze erstmals einer wissenschaftlichen Nutzung erschlossen. 1575 wurde Hugo Blotius von Maximilian II. zum ersten Bibliothekar der 9000 Bände umfassenden Bibliothek ernannt. Unter den späteren Präfekten treten vor allem Peter Lambeck und Gerard van Swieten hervor. 1737 wurde die 15.000 Bände umfassende Privatbibliothek des Prinzen Eugen ("Eugeniana") erworben, die heute mit ihren roten, grünen und gelben Maroquineinbänden das Mitteloval des Prunksaals einnimmt. Der barocke Prunksaal war 1723-26 nach Plänen von J. B. Fischer von Erlach von dessen Sohn Joseph Emanuel erbaut worden; er gilt mit seiner prächtigen Innenausstattung und einem Kuppelfresko von D. Gran als einer der schönsten Bibliotheksräume der Welt. 1767 und 1773 fügte N. Pacassi 2 rechtwinkelig vortretende Seitenflügel hinzu und schuf damit den in seiner Stilreinheit eindrucksvollen Josefsplatz. Im Zuge der Erweiterung nahm die Hofbibliothek auch den Südflügel und einen Großteil des angrenzenden Augustinerklosters in Besitz. 1906 erhielt die Öffentlichkeit hier einen über 100 Studierplätze fassenden Lesesaal (Augustiner-Lesesaal mit Deckenfresko von J. B. Bergl, 1773). 1966 wurde ein neuer großräumiger Benützungsbereich in der Neuen Hofburg geschaffen. Ihre letzte Ausgestaltung erhielten diese Erweiterungen 1992 mit der Eröffnung eines 4-geschossigen unterirdischen Tiefspeichers an der Burggartenseite der Neuen Hofburg. Damit verfügt die Österreichische Nationalbibliothek über Speicherraum für 4 Millionen Bände und neue Leseräume für Großformate, Mikroformen und AV-Medien. Die Österreichische Nationalbibliothek besteht heute (neben den zentralen Einrichtungen für Bestandsaufbau und Erwerbung sowie Benützung und Information, dem Institut für Restaurierung und der Ausbildungsabteilung sowie weiteren technischen Abteilungen) aus folgenden Sammlungen: 1) Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken: gegründet 1995, betreut die weltweit bedeutenden historischen Bestände an Druckschriften bis etwa 1850, darunter die drittgrößte Inkunabelnsammlung der Welt, die Bibliotheken zahlreicher historischer Persönlichkeiten, wie des Humanisten W. Lazius, des Augsburger Patriziers P. E. Fugger und des Prinzen Eugen, die Ambraser Büchersammlung und die Bestände der alten Wiener Universität; 2) Handschriften-, Autographen- und Nachlasssammlung: gegründet 1816, enthält neben illuminierten Handschriften auch slawische, orientalische, islamische, indische und mexikanische Handschriften, außerdem eine umfangreiche Sammlung von Autographen und Nachlässen bedeutender Persönlichkeiten; 3) Kartensammlung mit angeschlossenem Globenmuseum (zweitgrößtes der Welt), gegründet 1905; 4) Musiksammlung, gegründet 1826, enthält vor allem bedeutende Partituren und Erstdrucke aus dem 19. und 20. Jahrhundert (A. Bruckner, R. Strauss und andere); 5) Porträtsammlung, Bildarchiv und Fideikommissbibliothek, gegründet 1921, Österreichs bedeutendste Sammlung an Bildmaterialien (Druckgraphik, Graphik, Fotopositiven und -negativen); 6) Papyrussammlung, gegründet 1899, zurückgehend auf eine Sammlung Erzherzog Rainers; besitzt Weltgeltung; 7) Flugschriften-, Plakate- und Exlibrissammlung; 8) Österreichisches Literaturarchiv; 9) Esperantomuseum.
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