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Akademie der Wissenschaften, ÖsterreichischeAkademie der Wissenschaften, Österreichische, selbständige Körperschaft, großteils vom Bund, aber auch durch Stiftungen und Subventionen finanziert, gilt als ranghöchste Repräsentanz der Wissenschaftskommunität und führende Forschungsinstitution in Österreich. Sie verfügt über eine bedeutende wissenschaftliche Bibliothek und seit 1973 über einen eigenen Verlag. Die zahlreichen Anregungen zur Errichtung einer Akademie der Wissenschaften in Wien (1712-16 durch G. W. Leibniz, 1718, 1721, 1749 durch J. C. Gottsched, 1750 usw.) wurden lange Zeit von den jeweiligen Herrschern hauptsächlich aus Rücksicht auf den Staatshaushalt nicht verwirklicht, erst eine Bittschrift 12 namhafter österreichischer Gelehrter (J. von Hammer-Purgstall, A. von Arneth, N. J. von Jacquin, J. J. von Littrow, J. J. von Prechtl und andere) im Jahr 1837 führte unter Mitwirkung Metternichs zum Gründungspatent vom 14. 5. 1847. Die "Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien" verstand sich als Gelehrtengesellschaft und Hort wissenschaftlicher Freiheit. Auch in der Republik wurde die Akademie der Wissenschaften durch Bundesgesetz 1921 als "Akademie der Wissenschaften in Wien", 1947 als "Österreichische Akademie der Wissenschaften" rechtlich und finanziell abgesichert und ihre Aufgabe bestätigt, die Wissenschaft "in jeder Hinsicht zu fördern". Die Akademie der Wissenschaften gliedert sich in eine mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse (Mathematik, Naturwissenschaften, Medizin, Technische Wissenschaften) und eine philosophisch-historische Klasse (Geistes-, Rechts-, Staats-, Wirtschaftswissenschaften) und umfasst bis zu 90 wirkliche inländische Mitglieder, bis zu 250 korrespondierende Mitglieder (bei den wirklichen und korrespondierenden Mitgliedern werden über 70-Jährige bei voller Wahrung ihrer Rechte nicht in die Höchstzahl eingerechnet) und bis zu 24 Ehrenmitglieder. Die wirklichen Mitglieder wählen den Präsidenten und Vizepräsidenten (für 3 Jahre) und 2 Sekretäre (für 4 Jahre), die durch den Bundespräsidenten bestätigt werden müssen, sowie neue Mitglieder aus den namhaftesten Persönlichkeiten in Wissenschaft und Forschung. Von Anfang an übte die Akademie der Wissenschaften eine rege Gründer- und Förderungstätigkeit auf allen Gebieten der Wissenschaft aus, auf die nur beispielhaft hingewiesen werden kann. So ließ sie das Archiv für österreichische Geschichte (ab Jahrgang 34, vorher Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen), die Quellenedition "Fontes rerum Austriacarum" (ab 1849) erscheinen, unterstützte die Herausgabe des "Biographischen Lexicon des Kaisertums Österreich" von C. Wurzbach, veranlasste die Gründung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (1851), beteiligte sich an der Erdumseglung der "Novara" (1857-59), unterstützte und veranlasste zahlreiche österreichische Expeditionen (zum Beispiel Nordpolexpedition) und archäologische Ausgrabungen (Ephesos, Limes und anderswo), gründete 1899 das erste Phonogrammarchiv Europas, gibt seit 1875 gemeinsam mit den Akademien von München und Berlin die "Monumenta Germaniae Historica" heraus und führt zahlreiche langfristige Publikations- und Editionsvorhaben durch (Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Die Habsburgermonarchie 1848-1918, Österreichisches Städtebuch, A.-Schnitzler-Tagebuch usw.). Die Forschungen der Akademie der Wissenschaften auf den Gebieten der Sozial- und Geisteswissenschaften lieferten und liefern nicht nur international beachtete Beiträge zur Wissenschaftsentwicklung (zum Beispiel in Byzantinistik, Iranistik, Numismatik, Sprach- und Literaturwissenschaft), sondern auch wichtige Grundlagen für Regionalpolitik und Raumordnung bzw. zur Bewertung gesundheits-, familien- und sozialpolitischer Maßnahmen der öffentlichen Hand (zum Beispiel durch die Institute für Demographie bzw. für Stadt- und Regionalforschung). Die systematische Erfassung des Alltagslebens und der materiellen Kultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit durch das Institut für Realienkunde (Krems) eröffnet neue Perspektiven der Geschichtsbetrachtung. Die Forschungsschwerpunkte der Akademie der Wissenschaften in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse lagen im 20. Jahrhundert verstärkt bei den physikalischen, biologischen, medizinischen und umweltbezogenen Wissenschaften. Die Institute der Akademie der Wissenschaften arbeiten dabei mit großen internationalen Forschungseinrichtungen (CERN, Paul-Scherrer-Institut und anderen) zusammen. Von den herausragenden Leistungen sind besonders zu erwähnen: die Mitarbeit am UA-1-Experiment (Nachweis der W- und Z-Bosonen, 1984 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet), am DELPHI-Experiment (Detektor für Lepton-, Photon- und Hadron-Identifizierung), der Bau von Magnetometern für Weltraumflüge (Venus, Mars, Projekt VEGA), die Beiträge zur Aufklärung der Genstruktur, Genregulation und Ähnliches, der Alzheimerschen Krankheit, der Denkvorgänge beim Menschen mittels EEG (Elektroenzephalogramm), schwerer Blutkrankheiten usw. In der Vergleichenden Verhaltensforschung werden die Ideen von K. Lorenz weiterverfolgt (Verhalten von Tieren unter besonderer Beachtung der Anpassung an die Umwelt). Von der umweltbezogenen Forschung werden unter anderem Ökosystemanalysen der Fließgewässer vorgenommen und Grenzwerte für luftverunreinigende Substanzen erstellt, durch interdisziplinäre Zusammenarbeit von Technikern, Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern sozioökonomisch-ökologische Entwicklungen sowie deren Prognosen mit Hilfe von Computermodellen festgestellt. Auch die Fragen der Auswirkung neuer Technologien auf den Menschen, auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung werden untersucht. Die Akademie der Wissenschaften reagiert auf für die Zukunft relevante Themen durch ständige Umstellungen in Organisation und Mittelverteilung. Die Forschungsarbeit der Akademie der Wissenschaften wird gegenwärtig (Stand 1993) geleistet: in den Instituten (Phonogrammarchiv, 1899; Vergleichende Verhaltensforschung, 1966; Mittelenergiephysik, 1987; Hochenergiephysik, 1966; Molekularbiologie, 1966; Limnologie, 1972; Informationsverarbeitung, 1968, 1972; Festkörperphysik, 1971; Weltraumforschung, 1972; Biophysik und Röntgenstrukturforschung, 1974, 1991; Biomedizinische Alternsforschung, 1987, 1991; Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, 1967, 1990; Kartographie, 1969; Demographie, 1975; Stadt- und Regionalforschung, 1946, 1988; Kultur- und Geistesgeschichte Asiens, 1985, 1992), in den Forschungsstellen (Technikbewertung, 1987; Physiologie und Anatomie der Hirnrinde, 1968, 1990; Experimentelle Neuropathologie, 1968, 1990; Biosystematik und Ökologie, 1991, 1993; Sozioökonomie, 1991), Einrichtungen (Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation, 1946, 1993; Österreichisches Dialekt- und Namenlexika, 1911, 1993) und in über 40 Kommissionen. Die Akademie der Wissenschaften erteilt auch Behörden auf Verlangen Gutachten in wissenschaftlichen Fragen. Jährlich werden Tätigkeitsberichte vorgelegt und Preise verliehen. Sitz der Akademie der Wissenschaften ist seit 1857 das alte Gebäude der Wiener Universität (Aula). Präsidenten der Akademie der Wissenschaften (ph. = philosophisch-historische Klasse, m. = mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse): Josef Freiherr von Hammer-Purgstall (ph.), 1847-49; Andreas Freiherr von Baumgartner (m.), (1849) 1851-65; Theodor Ritter von Karajan (ph.), 1866-69; Carl Ritter von Rokitansky (m.), 1869-78; Alfred Ritter von Arneth (ph.), 1879-97; Eduard Suess (m.), 1898-1911; Eugen Ritter von Böhm-Bawerk (ph.), 1911-14; Viktor Edler von Lang (m.), 1915-19; Oswald Redlich (ph.), 1919-38; Heinrich Srbik (ph.), 1938-45; Ernst Späth (m.), 1945/46; Heinrich Ficker (m.), 1946-51; Richard Meister (ph.), 1951-63; Erich Schmid (m.), 1963-69; Albin Lesky (ph.), 1969-70; Erich Schmid (m.), 1970-73; Herbert Hunger (ph.), 1973-82; Erwin Plöckinger (m.), 1982-85; Hans Tuppy (m.), 1985-87; Otto Hittmair (m.), 1987-91; Werner Welzig (ph.), 1991-2003; Herbert Mang (m.), 2003-2006; Peter Schuster (m.), seit 2006 Publikationen: Almanach (seit 1951), Denkschriften, Sitzungsberichte, Anzeiger; Arbeiten der einzelnen Kommissionen und Institute sowie Einzelwerke und Reihen. Literatur: R. Meister, Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847-1947, 1947. Österreich Akademie der Wissenschaften (Hg.), Die Österreichische Akademie der Wissenschaften, 1994.
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